Wehen in der Schwangerschaft

Diese Wehen - ein gefürchtetes Thema während der Schwangerschaft. Dabei ist es so wichtig, die verschiedenen Wehenarten zu unterscheiden, um sie für euch einordnen zu können. Lasst uns mal schauen, welche Wehenarten es gibt:

  • Schwangerschafts- oder Übungswehen
  • vorzeitige oder frühzeitige Wehen
  • Senkwehen
  • Eröffnungswehen
  • Presswehen
  • Nachgeburtswehen
  • Nachwehen

Unter der Geburt eignet sich auch die Bezeichnung “Wellen” anstatt Wehen hervorragend, weil sie viel positiver auf die Geburtsarbeit wirkt. Wir konzentrieren uns allerdings heute auf die Schwangerschaftswehenarten.

Die Physiologie der Wehen und was sie mit einem Konzert zu tun haben

Die Gebärmutter ist ein Wunder schlechthin. Sie ist ein faustgroßer Muskel in unserem Becken, der den größten Teil seines Lebens auf seine Erfüllung wartet: eine Schwangerschaft und die Geburt eines kleinen Menschleins, um genau bei diesem Ereignis ihre volle Wirksamkeit zu entfalten.

Ein überaus ausgeklügeltes Konstrukt aus starken Muskelzellen, die im Verlauf einer Schwangerschaft noch stärker werden, bieten dem Baby einen sehr schützenden Halt und damit eine sichere Hülle. Nun soll die Gebärmutter über die gesamte Zeit der Schwangerschaft möglichst ruhig sein, sich am besten nicht kontrahieren, um mögliche Frühgeburten zu verhindern und dem Baby die volle Reifezeit zu ermöglichen

Würde sich die Gebärmuttermuskulatur allerdings tatsächlich ruhig verhalten, so würden einzelne Muskelzellen schier erschlaffen und funktionsunfähig werden.

Mutter Natur hat dafür ein beeindruckenden Mechanismus erschaffen

Die einzelnen Muskelzellen der Gebärmutter trainieren während der gesamten Schwangerschaft einfach für sich “allein” ohne weitere Muskelbereiche anzuregen - diese sind als sogenannte Schwangerschaftswehen oder Übungswehen bekannt.

Diese Aktivität der Gebärmutter ist von Frau zu Frau recht unterschiedlich. Einige spüren kaum etwas, andere umso mehr und immer schwingt die Sorge um eine Frühgeburt mit. Wir können in erster Linie auf unseren Körper vertrauen, denn die sogenannte Gestagene sorgen dafür, dass es nicht zu einem Auslösen einer Art Kettenreaktion kommt. Die Muskeln fühlen sich untereinander nicht angeregt. 

Das Sinfoniekonzert

Je näher wir nun zum eigentlichen Geburtstermin kommen, desto weniger werden diese Gestagene bzw. werden diese vom Östrogen nahezu verdrängt. Nach und nach hören sich mehr und mehr Musiker untereinander, üben lautstark ihre Einsätze, einzelne Gruppen schließen sich zusammen und üben gemeinsam. Er vergleicht diese Situation mit der sogenannten Latenzphase. Alles noch recht unrythmisch und recht chaotisch, bis der Dirigent - in diesem Falle das Prostaglandin - übernimmt und Ordnung ins Chaos bringt - die aktive Eröffnungsphase. Und zack befinden wir uns unter der Geburt.

Ihr werdet während eurer Schwangerschaft immer wieder mal kleinere Kontraktionen, ein Ziehen hier und Hartwerden da, spüren, ohne dass wir sofort an frühzeitige Wehen denken müssen. Diese Kontraktionen sind wichtig, um einerseits das Wachsen eurer Gebärmutter und ihrer Muskeln zu ermöglichen (ähnlich wie beim Trainieren des Bizeps) und andererseits sie für den großen Tag üben zu lassen. 

Schwangerschaftswehen oder Geburtswehen?

Der große Unterschied zwischen den Schwangerschaftswehen oder Übungswehen und den vorzeitigen Wehen ist die Wirksamkeit an eurem Gebärmutterhals. Spürt ihr zunehmend längere und schmerzhaftere Kontraktionen, sollte dem natürlich unbedingt nachgegangen werden. Sowohl Gynäkolog:innen als auch Hebammen haben zur notwendigen Diagnostik ihre Möglichkeiten. Neben einer vaginalen Untersuchung oder einem vaginalen Ultraschall, um die Länge eures Gebärmutterhalses zu messen, ist es außerdem wichtig auch den Tonus eurer Gebärmutter, des Beckenbodens, der Vagina und dem Druck des vorangehenden Körperteils eures Kindes zu tasten.

Vorzeitige Wehen zeichnen sich vor allem durch stärkeres menstruationsartiges Ziehen aus und können durchaus eine gewisse Rhythmik aufweisen während die Übungswehen völlig unrhythmisch auftreten und weniger schmerzhaft sind. Viele Frauen bezeichnen diese eher als Spannung oder als ob sich Babys Po an diesen Stellen verstärkt hervor drückt.

Ihr könnt also beruhigt sein, wenn sich weder eine Verkürzung eures Gebärmutterhalses noch eine Trichterbildung im Ultraschall zeigt - hier würde sich wie bei einem Trichter der innere Muttermund vorzeitig öffnen, während der äußere Muttermund noch nahezu verschlossen ist. Meistens wird darüber hinaus noch euer Stresslevel erfragt, Infektionen und Erkrankungen ausgeschlossen, denn diese Faktoren können durchaus Einfluss auf mögliche vorzeitige Wehen haben.

Ab der 36. Schwangerschaftswoche

Ab der 36. SSW ist die Verkürzung eures Gebärmutterhalses allerdings erwünscht. Ab hier bewirken dann die sogenannten Senkwehen ein Tiefertreten und optimaleres Platzieren eures Babys in euer Becken. Auch diese sind mal kräftiger, mal weniger spürbar. Bis es zum tatsächlichen Geburtsbeginn bzw. zur frühen Eröffnungsphase kommt, vergehen mitunter durchaus noch einige Wochen, in der euer Gebärmutterhals stetig kürzer wird. Von ursprünglich etwa 4 cm auf vielleicht 1-1,5 cm.

Dass ihr während eurer Schwangerschaft diverse Male zunehmend kleinere Kontraktionen spüren werdet, ist also normal und gehört zur physiologischen Entwicklung der Schwangerschaft dazu. Solltet ihr Bedenken haben und unsicher sein, wendet euch gern an eure betreuende Hebamme oder Gynäkolog:in.

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